Wenn „Schwerdonnerstag“ eine neue Bedeutung bekommt…
Ein „Stimmungsmeer der Gefühle“ an der EGS Meckenheim
Schwerdonnerstag, der 24.02.22, ein Tag, an dem ursprünglich und auf die Geschichte zurückblickend, den Frauen für einen Tag die „Macht“ zugesprochen wird, an dem es in unserer Zeit karnevalistisch lustig und unbeschwert zugehen sollte…
Sind wir alle nicht schon genügend mit der Corona-Pandemie belastet, so entpuppt sich nun gerade dieser Tag im wahrsten Sinne des Wortes als „schwer“, und das zudem im negativen Sinne, denn Wladimir Putin eröffnet mit dem russischen Überfall einen Angriffskrieg gegen die Ukraine, welcher nun seit über 14 Tagen die ganze Welt bewegt, der weltweit Betroffenheit, Sorgen, Ängste, Wut entfacht, unschuldige Menschen in der Ukraine ihrer Existenzen, ihres Hab‘ und Guts, ihrer Familien(angehörigen) und Freunde, ja ihrer FREIHEIT beraubt.
Man findet keine Worte für das aktuelle Geschehen in der Ukraine, keine Erklärung für das, was W. Putin initiiert hat, keinen Grund für diesen sinnlosen Krieg.
Unzählige Fragen treten auf, jeder möchte helfen und doch verfolgt man die Ereignisse, wohl wissend, dass man alleine gegen diese Handlungen Putins nichts ausrichten kann.
Im Vordergrund steht für uns alle, besonders aber für die ukrainische Bevölkerung, die Frage: WARUM?
Natürlich werfen die jüngsten Ereignisse auch einen langen Schatten und Schwermut über unseren Alltag. Umso mehr beschäftigen sich das EGS-Team und seine Schülerschaft seitdem in ganz besonderem Maße mit den Fragen:
Wie können wir den Menschen in der Ukraine helfen? Wie kann jeder Einzelne von uns Friedenszeichen und -botschaften in die Welt senden?
Der Ukraine-Krieg geht uns doch alle an!
Daher gab es in den vergangenen Tagen in allen Klassen einfühlsame Gespräche, in denen sich die Kinder offen mit ihren LehrerInnen über ihre ganz speziellen Fragen, Sorgen, Ängste und Wünsche austauschen konnten. Es war und ist beeindruckend, womit sich bereits unsere jüngsten Erdenbürger Anlass bezogen beschäftigen:
„Warum gibt es eigentlich Krieg? Warum kann Putin das nicht friedlich klären? Ich sorge mich darum, dass die Welt explodiert und alle sterben. Wir haben Angst, dass Atomwaffen eingesetzt werden und alle getötet werden. Können wir Kinder (auf der ganzen Welt) nicht Briefe an Putin schreiben und ihn bitten, dass er mit dem Krieg aufhört? Vielleicht bringen wir Kinder ihn zur Vernunft!“
Dies sind nur einige ausgesprochene Gedanken aus einer Vielzahl, die Kinder in Unterrichtsgesprächen geäußert haben und die eine Schulstunde im Nu vergehen lassen.
Am Montag, dem 07.03.22 haben sich zu Unterrichtsbeginn spontan alle LehrerInnen und SchülerInnen der EGS in ihrer „Gastschulen“-Aula des THR-Pavillions getroffen, um mit dem Lied „Hevenu schalom alejchem (Wir wünschen Frieden euch allen)“ ein erstes Zeichen zu setzen und den Menschen in der Ukraine zu gedenken.
Nach und nach zeigen Lehrer und Schüler, besonders im Religions- und Kunstunterricht, ihre Kreativität und Ideenvielfalt: Es werden Friedenstauben gebastelt, in verschiedenen Farben (bevorzugt in Blau/Gelb und mit Regenbogenfarben) und Ausführungen.
Ein übergroßes „Taubenherz“ schmückt nun eine der Pavillionwände.
Die Gedanken der Kinder aus den Unterrichtsgesprächen wurden bereits auf einer Stellwand gesammelt, sodass sie allzeit präsent und jederzeit „ausbaufähig“ sind. In der Natur-AG werden Friedensgedanken in Bildern gestaltet, die später zu einem großen „Friedenspuzzle“ zusammengesetzt werden sollen. Überall in unserem Schulalltag greift der Gedanke für eine wieder friedvolle Welt…
„Eine Voraussetzung für den Frieden
ist der Respekt vor dem Anderssein
und vor der Vielfalt des Lebens.“
(Buddhistische Lebensweisheit)
„Frieden für die Ukraine“ heißt die ausdrückliche Botschaft, die schließlich auch auf einer kurzfristig angesetzten Friedenskundgebung auf dem Meckenheimer Rathausplatz am Mittwoch, dem 09.03.22, abends stattgefunden hat.
Zu diesem Anlass hat die EGS mit ihren SchülerInnen Friedenstauben gebastelt, die, an Stö-
cken befestigt und mit Palmzweigen bestückt, die Kinder besonders stolz und ehrfurchtsvoll zur Kundgebung präsentiert haben. Diese stand unter dem Motto „Meckenheim steht auf -für Frieden in Europa und Solidarität mit der Ukraine.“
Unter hunderten von Teilnehmern boten die Tauben einen herausstechenden Anblick, als Friedenssymbol in dieser Menge, als Botschaft für alle Betroffenen der Ukraine und als Apell an Wladimir Putin. Auch selbst gestaltete Schilder verliehen Ausdruck, den Krieg zu stoppen und der ukrainischen Bevölkerung noch mehr Leid zu ersparen.
Wesentliche Stützpfeiler der Kundgebung waren zwei Ansprachen der Flüchtlinge Olga Kulagin und Olexandra Kovalowa, die Rede des Bürgermeisters Holger Jung, Beiträge einiger SchülerInnen des Konrad-Adenauer Gymnasiums sowie eine bewegende Ansprache von Pfarrerin Ingeborg Dahl. Ein abschließendes Posaunenspiel mit andächtigem Chorgesang entließ alle Teilnehmer in einen gedankenvollen Abend.
„Der Glaube an das Gute sollte niemals verloren gehen,
denn Glaube und Hoffnung helfen
in schwierigen Zeiten.“
(Chr. Leuchtmann)
Verf.: Sylvia Sinn